Einen Todeswunsch zu äußern, heißt nicht immer, dass man wirklich tot sein will

Angehörige und Pflegekräfte kennen diesen Moment: wenn ein kranker Mensch einen Todeswunsch äußert. Manchmal geschieht dies eher beiläufig, manchmal explizit und konfrontativ. Wie damit umgehen? Viele Personen und Einrichtungen stoßen in dieser Situation an ihre Grenzen. Ein Patentrezept gibt es nicht, eher eine ethische Annäherung.

Mareike Hümmerich kennt sich mit den Klippen und Untiefen der ethischen Dilemmata aus, die sich im Alltag der ambulanten und stationären Pflege auftun. Als ausgebildete mobile Ethikberaterin rückt sie immer wieder mit Kolleginnen und Kollegen aus, wenn Angehörige oder Mitarbeitende von Diensten und Einrichtungen nicht mehr weiterwissen. Darüber berichtet die Mitarbeiterin des Palliativen Netzwerks für die Region Aachen e.V. in Kürze bei einem Fachtag im Haus der Caritas in Aachen.

Vor Ort heißt es: Wie soll es ethisch vertretbar weitergehen, wenn ein scheinbar unlösbarer Konflikt die Kräfte bindet? Meist geht es um medizin-ethische Fragen. Ab welchem Punkt ist ein kranker Mensch austherapiert, sprich, wann ist der Kipppunkt erreicht, ab dem medizinische Maßnahmen eher das Leiden als das Leben verlängern? Für viele Beteiligte tritt dieser Fall zum Beispiel auf, wenn es zur künstlichen Ernährung über eine Magensonde kommt. Wie sinnvoll ist diese, wenn der Sterbeprozess absehbar einsetzt? Und andersherum: Gebietet es der eigene Auftrag, die Sonde zu nutzen? Vor allem aber: Was möchte die Person?

Mareike Hümmerich und andere qualifizierte Ethikberaterinnen und -berater führen die nötigen Gespräche mit den Beteiligten. Immer ist das Team interdisziplinär aufgestellt, medizinische, pflegerische und psychosoziale Kompetenz sind immer dabei. Die wichtigsten Auskunftsgebenden sind die Person selbst und ihre Angehörigen. Diese werden ebenfalls zu dem ethischen Fallgespräch eingeladen. Es kommt ganz auf die Situation an. Und das ist auch schon die Antwort auf die Frage: Was tun? Es kommt sehr auf die beteiligten Personen und insbesondere auf den kranken Menschen selbst und seinen Willen an. Im besten Fall hat er ihn schon vor Monaten und Jahren schriftlich festgehalten, per Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Notfallplan.

Aber selbst die beste Vorbereitung kann ethische Dilemmata nicht ganz verhindern. Und so sitzt man zusammen, hört alle an, wägt Perspektiven und Interessen ab. Leitend ist die Vorstellung eines guten Lebens für alle. Das stößt je nach Problemlage an Grenzen. Dann gilt es verschiedene Perspektiven und manchmal auch Werte abzuwägen und möglichst einen Konsens im Sinne des Patienten zu erreichen. „Aber die offene Aussprache hilft in jedem Fall, den Beteiligten bei der Lösungssuche bestmöglich gerecht zu werden.“

Der kranke Mensch sitzt im Zweifel zwischen allen Stühlen. Zwar steht seine Lebensqualität im Vordergrund. Aber wenn die Schmerzen unerträglich sind, man einsam ist, das eigene soziale Netz nicht trägt, dann ist das Leben beeinträchtigt. Solche Hintergründe stecken häufig hinter der Äußerung, dass man nicht mehr leben wolle, sagt Mareike Hümmerich. Sie sagt klipp und klar: „Einen Todeswunsch zu äußern, heißt nicht immer, dass man wirklich tot sein will.“ Bei der Äußerung „Ich möchte so nicht mehr leben“ stellt sich die Frage: Was bedeutet so?

Der einzige Weg, das herauszufinden, ist ein sehr persönliches Gespräch über die Vorstellungen, Wünsche und Träume, die den kranken Menschen prägen. Was ist ihm wichtig, was macht das Leben für ihn lebenswert? Vielleicht gelingt ein Perspektivwechsel, der den Weg zu guten Lösungen ebnet. Falls sich die Person nicht selbst äußern kann, wird die Bezugspflegekraft nach ihren Einschätzungen gefragt: Was bereitet dem Menschen Freude, gibt ihm Ruhe, Zufriedenheit, lässt ihn Wohlbefinden, Glücklichkeit und Dankbarkeit ausstrahlen?

Das ist häufig ein sehr emotionaler Moment und Prozess. Und die Gefühle von Wut, Angst, Trauer, welche an die Oberfläche drängen, sind gut und wichtig, weil sie helfen, die Krise zu bewältigen, betont Mareike Hümmerich. Ihr Übriges tut Information über die stetig besser werdenden Möglichkeiten der Palliativmedizin und Palliativpflege. So kann es gelingen, die Diskussion zu versachlichen und in ein konstruktives Fahrwasser zu bringen.

Die Problemlagen sind immer individuell. Davon macht sich Mareike Hümmerich im Vorfeld bei einem Clearinggespräch ein erstes Bild. Wer zum Beispiel bislang aktiv lebte, kommt vielleicht mit den Mobilitätseinschränkungen nicht zurecht. Ein geselliger Mensch vermisst seine verstorbenen Freunde. Ein junger krebskranker Mensch möchte seine Schmerzen mit einer Überdosis Betäubungsmittel beenden. Eine junge Frau kommt nach einer Coviderkrankung nicht mehr auf die Beine. Eine Person hält die leidvolle Demenz ihrer Mutter nicht mehr aus.

Im interdisziplinären Austausch finden sich fast immer Wege, die auf eine Verbesserung der Lage hinauslaufen. Eventuelle Maßnahmen werden natürlich nur nach Zustimmung des kranken Menschen ergriffen. Häufig helfen schon das offene Gespräch und das Aufzeigen von Chancen. Die starken Überforderungsgefühle weichen, die Personen gewinnen das Heft des Handelns zurück. Obschon die Situation oft schwierig bleibt, sind Erleichterung und Entlastung riesig.

 

Abschließende Info

Das Gespräch mit Mareike Hümmerich fand im Umfeld des Fachtags „Gemeinsam mit Würde begleiten – Herausforderungen der ambulanten und stationären Pflege bei der palliativen Versorgung und hospizlichen Begleitung“ am 25. März 2025 in Aachen statt. Dort kooperieren der Diözesancaritasverband Aachen, das Bildungswerk Aachen, das Palliative Netzwerk für die Region Aachen und das Hospiz Haus Hörn.

Autor: Thomas Hohenschue

Wohnzimmerkonzerte: Hör es klagt die Flöte wieder // Musik & Texte

Im arcadie quartett treffen vier Musiker:innen aufeinander, die ihre individuellen Qualitäten zu einem schillernden Ensemble-Charakter mischen.
Mit der gesamten Querflötenfamilie von Piccolo bis Kontrabassflöte bringen Judith Konter, Susanne Schrage, Olaf Futyma und Matthias Schmidt alte, neue und neu entdeckte Musik auf die Bühne.
Besonderen Wert legen die Musikerinnen und Musiker auf die Verknüpfung ihrer Musik mit literarischen Themen, z.B. in Zusammenarbeit mit Schauspieler:innen, wie bei »Arkadien – eine Annäherung« oder eben bei:

Hör, es klagt die Flöte wieder

Musik und Texte zwischen der Welt der Lebenden und dem Reich der Toten

// begleitet durch Assemblagen von Emile Paes

arcadie quartett & Eva Weissenböck, Rezitation

Skurriles, Melancholisches, Heiteres, Elegisches, Sarkastisches und Friedvolles von Mendelssohn, Krüss, Fukushima, Brentano, Pärt, Fried u.a.
In japanischer Tradition, aber auch in vielen Gedichten und Geschichten aus dem europäischen Kulturkreis gilt die Flöte als das Instrument, dessen Klang ins Reich der Toten vordringen kann. Auf vielfältige Weise greifen die Künstler:innen diesen Faden auf. Die verschiedenen Aspekte des schwierigen Themas werden auf abwechslungsreiche Weise verknüpft und lassen Raum zur Besinnung, zum Philosophieren und auch zum Schmunzeln.
Den literarischen Rahmen bildet das Märchen »Der Flötenspieler und der Tod« von James Krüss, rezitiert von Schauspielerin Eva Weissenböck.

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Eine Veranstaltung von
Aachener Wohnzimmerkonzerte e.V. &
Bischöfliche Akademie Aachen mit und zugunsten der
Hospizstiftung Region Aachen.

Mit freundlicher Unterstützung durch das Bestattungshaus Bakonyi.

 

 

 

TICKET INKL. INDIV. SPENDENATEIL

 

 

HERZLICHE EINLADUNG zur Informationsveranstaltung zur Ambulanten Ethikberatung der Ärztekammer Nordhrein

Ambulante Ethikberatung: Hilfe in Grenzsituationen

Sven Dreyer, Präsident der Ärztekammer Nordrhein und Susanne Schwalen, Geschäftsführende Ärztin der Ärztekammer Nordrhein, laden herzlich zur Online-Veranstaltung „Ambulante Ethikberatung – Hilfe in Grenzsituationen“ ein. Diese spannende und informative Veranstaltung wird von der Ärztekammer Nordrhein organisiert und bietet wertvolle Einblicke in die ethische Entscheidungsfindung im ambulanten Bereich.

Veranstaltungsdetails:

  • Datum: 9. April 2025
  • Uhrzeit: 17:00 – 19:00 Uhr
  • Ort: Online (weitere Informationen zur Anmeldung und den Zugangsdaten erhalten Sie nach der Registrierung)

Themen und Inhalte:

  • Praktische Ansätze zur Ethikberatung im ambulanten Bereich
  • Umgang mit schwierigen Entscheidungssituationen
  • Fallbeispiele und interaktive Diskussionen

Die Veranstaltung richtet sich an Ärztinnen und Ärzte sowie an alle medizinischen Fachkräfte, die in ihrer Arbeit mit ethischen Fragestellungen konfrontiert werden. Ebenso sind alle interssierten Personen und Berufgruppen eingeladen, sich hier über das Format „Mobile/Ambulante Ethikberatung“ zu informieren.

Nutzen Sie diese Gelegenheit, um wertvolles Wissen zu erwerben und sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Das Palliative Netzwerk stellt dort das erfolgreiche Modell MEBA (Mobile Ethikberatung für die Region Aachen) vor. Daher freuen wir uns ganz besonders über Ihre Teilnahme!

 

Weitere Informationen und die Anmeldung finden Sie hier:

 

zur Anmeldung

Aachener Hospizgespräche am 09. / 10. Mai 2025 im Zinkhütter Hof in Stolberg

Liebe Kolleg*innen, liebe interessierte Menschen,

wir freuen uns sehr, Sie zu unserem zweitägigen Kongress – das 119. Aachener Hospizgespräch einzuladen. Mit dem äußerst spannenden Thema „Gemeinsam verschieden – Diversität gestalten in der Palliativversorgung und Hospizarbeit“ findet die Veranstaltung am 09. und 10. Mai 2025 im Museum Zinkhütter Hof in Stolberg (Rhld.) statt.

Auch in diesem Jahr haben wir wieder ein spannendes Programm zusammengestellt. Schauen Sie gerne hier einmal rein:

Programm 119. Aachener Hospizgespräch (bitte klicken)

Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung!

 

 

zur Anmeldung

 

 

Stellenausschreibung Sozialdienst im Haus Hörn Aachen

 

Wir sind ein Pflege- und Betreuungszentrum mit Seniorenhaus, Hospiz, intensiver Langzeitpflege, Physiotherapie, Begegnungszentrum, Betreutem Wohnen, ambulanter Pflege und Tagespflegeeinrichtung in katholischer Trägerschaft. Im Hospiz bieten wir 12 Menschen in ihrer letzten Lebensphase und ihren Angehörigen ein Zuhause, das ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht – sinn- und würdevoll bis zum Tod. Dort, wo Heilung nicht mehr möglich ist, treten die Schaffung und Erhaltung größtmöglicher Lebensqualität an ihre Stelle. Dies für unsere Hospizgäste zu ge- währleisten, ist unser Hauptanliegen.

Zum nächstmöglichen Termin suchen wir zur Verstärkung unseres Hospizteams einen Sozialdienst (m/w/d) in Teilzeit (75%)

 

Das werden Ihre Aufgaben sein:

  • Biographisch orientierte Anamnese zur Erhebung von Bedürfnissen und Wünschen für die letzte Lebensphase im Rahmen der Aufnahme neuer Hospizgäste inkl. Planung individueller Angebote und Begleitmaßnahmen
  • Organisation und Durchführung von Alltagsangeboten und Veranstaltungen für die Hospizgäste und Angehörigen
  • Psychosoziale Begleitung und sozialrechtliche Beratung von Hospizgästen und Angehörigen
  • Zusammenarbeit mit Behörden z.B. in Zusammenhang mit Betreuungs- oder Nachlassverfahren
  • Koordination der ehrenamtlichen Arbeit im Hospiz
  • Enge, kollegiale Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team insbesondere mit der Kollegin des Belegmanagements – Vertretung ihrer Abwesenheitszeiten
  • Mitwirkung an der Milieugestaltung
  • Netzwerkarbeit, Vermittlung von Angeboten der Trauerbegleitung für Angehörige
  • Anleitung von Praktikant*innen (vorwiegend Studierende der sozialen Arbeit)

Das wünschen wir uns von Ihnen:

  • Ein abgeschlossenes Studium der sozialen Arbeit oder Sozialpädagogik
  • Wünschenswert: Weiterbildung Palliative Care für psychosoziale Berufsgruppen (120 Stunden) sowie Arbeitserfahrung im palliativen Kontext
  • Identifikation mit der hospizlichen Arbeit
  • Einfühlungsvermögen in die Situation schwerkranker und sterbender Menschen und ihrer Angehörigen
  • Bereitschaft zur gelegentlichen Arbeit an Abenden/Wochenenden
  • Engagement und Freude an der Arbeit in einem multiprofessionellen Team
  • Hohe Kommunikationskompetenz und Kooperations- und Teamfähigkeit
  • Verbindliches und freundliches Auftreten
  • Beherrschung der gängigen MS-Office-Produkte, Erfahrung mit EDV-gestützter Dokumentation
  • Die Bereitschaft, die Ziele und das Menschenbild des christlichen Glaubens, entsprechend unserem Leitbild, zu bejahen und mitzutragen.

Das bieten wir Ihnen:

  • Einen zukunftssicheren Arbeitsplatz in einem etablierten, multiprofessionellen Team
  • Eine unbefristete Anstellung
  • Eine verantwortungsvolle und interessante Tätigkeit
  • Eine wertschätzende Arbeitsatmosphäre in einem engagierten Team und ein gutes Betriebsklima
  • Eine der Qualifikation und Bedeutung der Stelle angemessene Vergütung nach den Arbeitsvertragsrichtlinien des Deutschen Caritasverbandes (AVR)
  • Eine betriebliche Altersversorgung über die kirchliche Zusatzversorgungskasse
  • Eine arbeitgeberfinanzierte Krankenzusatzversicherung
  • Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Teamsupervision
  • Dienstrad-Leasing
  • Zuschuss zur Monatskarte des ÖPNV
  • Nutzung attraktiver Angebote und Sonderkonditionen über „corporate benefits“

Haben wir Ihr Interesse geweckt?
Dann freuen wir uns auf Ihre Bewerbungsunterlagen oder Rückfragen:
Haus Hörn gGmbH
Frau Anne Storcks (Hospizleitung)
Johannes-von-den-Driesch-Weg 4, 52074 Aachen
Telefon: 0241/99781-260
E-Mail: a.storcks@haus-hoern.de
www.haus-hoern.de

 

Stellenausschreibung